Projekt A5: |
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ZieleIm Projekt soll die Fragestellung untersucht werden, inwieweit lexikalische Elemente über ihre syntaktischen, semantischen und selektionalen Eigenschaften hinaus hinsichtlich ihrer Auftretenskontexte beschränkt sind. Für einzelne Gruppen von lexikalischen Elementen wird dieser Frage bereits seit längerem nachgegangen (für Anaphern und Pronomina in der Bindungstheorie, für Polaritätselemente sowie für theoretische Konstrukte wie Spuren beispielsweise in Form des Empty Category Principle). Die entsprechenden Distributionsbeschränkungen stehen in der Regel als Wohlgeformtheitsbedingungen neben einem eigentlichen generierenden Regelapparat der Grammatik und haben den im Projekt A2 untersuchten Paradigmenwechsel in der Sprachwissenschaft mit motiviert. Trotz der Beschäftigung mit Distributionseigenschaften einzelner Klassen von Elementen hat sich keine allgemeine formale Distributionstheorie in der generativen Sprachwissenschaft herausgebildet, da die meisten der betrachteten Elemente funktional sind oder geschlossenen Klassen angehören, sodass hier jeweils eigene Grammatikmodule postuliert werden konnten, oder, bei Polaritätselementen, extragrammatische Erklärungen herangezogen werden konnten.Im Projekt soll, aufbauend auf Vorarbeiten zu Negation, Polarität und Phraseologismen, die Erarbeitung einer allgemeinen Distributionstheorie unternommen und in die Head-Driven Phrase Structure Grammar (HPSG) integriert werden. Um Distributionsrestriktionen in Reinform zu untersuchen, wurden in der ersten Projektphase Elemente betrachtet, deren distributionelles Verhalten nicht plausibel auf unabhängig motivierte Grammatikmodule reduziert werden kann. Dies sind lexikalische Elemente mit hochgradig beschränkten Auftretenskontexten, innerhalb derer sie aber regelhaft wirken. (i) Tacheles reden/ *sprechen (ii) jemdem etwas zum Schur tun/ jemandem einen Schur antun/ *jemandem Schur bereiten Solche unikalen Elemente liegen an einem Extrempunkt einer Skala von distributioneller Beschränktheit. Die Distribution der Elemente am anderen Ende folgt vollständig aus ihren inhärenten Eigenschaften (syntaktische Kategorie, semantischer Gehalt, Selektionseigenschaften) und allgemeinen Prinzipien der Grammatik. Bindungstheoretisch relevante Elemente sowie Polaritätselemente nehmen eine Zwischenstellung auf dieser Skala ein. Analog zur Lexem-Lexem-Kollokation bei den Unikalia gibt es auch Distributionsanforderungen in der Semantik. Negative Polaritätselemente (NPIs), die in dieser Projektphase untersucht werden, weisen solche Anforderungen auf: NPIs müssen innerhalb der logischen Form der äußerung, in der sie auftreten, von bestimmten Elementen lizensiert werden. Es gilt, diese Elemente zu identifizieren und zu klassifizieren, wobei auch die möglichen Skopusverhältnisse berücksichtigt werden müssen. (iii) Niemand/*Jeder von uns war jemals im Jemen. (iv) Keiner/*Höchstens einer von ihnen bemerkte auch nur irgendetwas. Durch Integration der Ergebnisse anderer Teilprojekte sollen verstärkt annotierte Korpora (A1) als Datenklassen im Projekt betrachtet werden. Dabei werden durch statistische Verfahren NPIs anhand möglicher Auftretenskontexte extrahiert. Bei der theoretischen Deutung der Daten soll der Frage der semantischen Kompositionsmechanismen eine zentrale Rolle zukommen, wobei die Lexical Resource Semantics (LRS) den theoretischen Rahmen bildet, da sie in die HPSG integriert ist und bereits eine Prototypimplementierung vorliegt. Auf Grundlage der Fortentwicklung dieses LRS-Moduls innerhalb des Trale-Systems sollen schließlich theoretisch interessante Grammatikfragmente implementiert werden, welche die Behandlung der angeführten grammatischen Phänomene exemplarisch vorführen. Das Projekt gliedert sich in die folgenden drei Arbeitsbereiche:
Zuletzt aktualisiert am 26.01.2009 von Beata Trawinski |